Die Kathedrale zu Reggio Calabria

Die Kathedrale bzw. der Dom von Reggio Calabria ist die Mutterkirche des Erzbischofstums Reggio Calabria - Bova und der groesste kirchliche Bau in der ganzen Region. Sie ist 94 m lang, 22 m breit und 21 m hoch. Im Laufe der Zeit hat die Kathedrale verschiedene Wechselfaelle erlebt, anfangs augrund der Bindung an die lateinische Kirche Roms, in der Folge an die griechisch-byzantinische Kirche bis hin zur Normannenaera. Infolge von Erdbeben, Kriegen und Pluenderungen, wovon einige auf dem Grabstein von 1632 (an der Wand des rechten Seitenschiffes) erwaehnt sind. Nach dem vernichtenden Erdbeben ini Jahre 1908 wurde die Kathedrale in der jetzigen Form errichtet. Die Bauarbeiten, die auf Initiative des Bischofs Monsignore Rinaldo Camillo Rousset mit der Grundsteinlegung am 15. Juli 1917 begannen, zogen sich bis zum 12. September 1928, der Einweihung der Kathedrale hinaus und endeten im Jahre 1929 mit dem Bau des Glockenturms. Das Originalprojekt von Pater Carmelo Angelini entworfen, wurde formmaessig den technologisch fortgeschrittenen Strukturen aus Stahlbeton angepasst. Der Bau erhebt sich ueber den davor liegenden weiten Platz, von wo eine 10 m hohe Freitreppe zur Kathedrale hinauffuehrt. An den Treppen stehen links die Statue von St. Paulus und rechts die von St. Stephanus von Nicaea, beide nach Entwurf des Bildhauers Francesco Jerace (1934).

Die Kathedrale ist der hl. Jungfrau Maria gewidmet und wurde 1978 von Papst Paulus VI zum Rang einer Basilika erhoben. Der neuromanische Stil folgt der italienischen architektonischen Tradition, zeigt allerdings eigene Merkmale, die dem Gebaeudekomplex einen Aspekt bemerkenswerter Feierlichkeit verleihen.
An der Fassade, die von drei Tuermchen in drei Sektoren geteilt ist, heben sich drei Bronzeportale ab,die anlaesslich des EucharistischenEucharistischenNationalkongresses in Reggio im Jahre 1988 eingeweiht wurden: Links das Portale Madonna della Consolazione (Trostmuttergottes) von Biagio Poidimani, rechts das Portale Sankt Paulus von Nunzio Bibbò und in der Mitte das Portale Mariae Himmelfahrt von Luigi Venturini, das von einem auf Saeulen ruhenden Pronao geschuetzt ist.
Das Innere ist geraeumig und dank der grossen polychrom figurativ bzw. geometrisch-ornamental bemalten Glasfenster lichterfuellt. Ein stattliches, basilikafoermiges Bauwerk, dessen drei Laengsschiffe von drei Querschiffen unterbrochen und von Marmorsaeulen mit glockenfoermiger Basis geteilt sind.
Der Chorraum liegt hoeher als die Vorhalle, von der eine breite Freitreppe hiauffuehrt, und schliesst in einer polygonalen Absis. Der Chor besteht aus Holzsitzen (1923) und einem grossen Haengekruzifix (datiert zwischen 1600 und 1800). Dank der enthaltenen Werke gewinnt das gesamte Bauwerk an Pracht: Kleine Gedaechtniskappellen von Bischoefen aus dem 16./17. Jh. gewidmete Gedaechniskapellen; Kanzel (1902) und Medaillons von Francesco Jerace; Hauptaltar, zwei Ambo sowie zwei Weihwasserbecken von Concesso Barca (1929); Bischofsstuhl von Alessandro Monteleone (1950); ellipsoidaler Basilikal-Altar in Marmor, umgeben von einem kontinuierlichen Basrelief in Bronze von Antonio Berti (1979); wertvolles Rundkruzifix aus Holz (XVIII Jh.) in der 3. Seitenkapelle rechts; Gemaelde aus del 19. Jh. in den Kapellen des Chorraums: Mariae Himmelfahrt (1804?) von Crestadoro (2x4,50 m) links, Die Bischofsweihe des hl Stephanus von Nicaea (1832) rechts; Bronzetaufbecken mit Deckel (1818); wertvoller Malereidekor an Waenden, Querschiffen, Gewoelben und Absis.

 

Reggio Calabria, seine Kirche und St. Paulus                 

Eine besondere Beziehung entstand zwischen St. Paulus und der Kirche von Reggio. Sie ruehmt naemlich ihren Ursprung aus der Predigertaetigkeit deesw Apostels, der auf seiner Reise con Caesarea nach Rom im Jahre 61 n. Ch. von Syraskus kommend in Reggio landete und dort einen Tag verweilte, wie die Apostelgeschichte bezeugt (28,13): "Circumlegentes devenimus Rhegium" (entlang der Kueste ging es von da weiter nach Rhegium). Diese Inschrift befindet sich an der oberen Seite des Saeulenportals.

Das Saeulenwunder

Dem hl. Paulus ist die erste Verkuendung des Evangliums sowie die Gruendung, auf kalabresischem Boden, der ersten Gemeinde unter dem Hl. Stephanus aus Nicaea zu verdanken, der von dem Apostel zum ersten Bischof eingesetzt wurde, bevor dieser die Weiterreise nach Pozzuoli antrat.

Laut einer uralten Tradition landete St. Paulus am Strand von Reggio, nahe bei der Saeule, genannt Cippo, gerade an dem Tag, als das Fest zu Ehren von Diana Fascelide gefeiert wurde. Laut Bericht hatte St.. Paulus die Erlaubnis, zu der dort versammelten, unaufmerksamen, festlich gestimmtem heidnischen Bevoelkerung zu reden, nur solange iedoch bis die Flamme eines  Kerzenstummels  auf einer der Saeulen erloschen waere. Aber da geschah das Wunder: als die Kerze erlosch, begann die Steinsaeule zu brennen und dieses Licht ermoeglichte es, dass sich die Predigt  des Heiligen bis zum naechsten Morgen fortsetzte.

Es sei daran erinnert, dass die ersten Nachfolger von Paulus in allen Staedten Juden oder orientalischer Abstammung waren, und dass die Roemer die Christen als Anhaenger eines orientalischen Kults betrachteten; daher ist es zulaessig, diese Erzaehlung in einer anderen Perspektive zu deuten. Das Licht hat laut orientalischer, spaeter auch lateinischer Ueberlieferung eine symblische Bedeutung: es ist das Zeichen der Offenbarung des Herrn, sowie auch der Macht  und Wirkungskraft, die dem Predigeramt von Paulus innewohnten. Auch die Tatsache, dass die Steinsaeule waehrend der Predigt Feuer fing, hat eine tiefe symbolische Bedeutung: sie versinnbildlicht die Macht der Worte Paulus‘, welche di Herzenshaerte der Zuhoerer loeste. Aus der Sicht dieser Symbolik ist einsichtig, was uns aufgrund der antiken Tradition ueberliefert wurde.
Die Flamme, die in den Worten des hl. Paulus brannte, entflammte auch die Herzen des brutii Volkes, das sich zum Christentum bekehrte. Demzufolge wird St. Paulus als der Gruender der Kirche in Reggio und des christlichen Glaubens in Kalabrien betrachtet.

Johsannes Paulus II hat ihn daher zum Hauptschutzheiligen der Erzdiozoese Reggio Calabrien  (1980) erklaert.
Am 21. Mai jeden Jahres wird in Reggio die liturgische Feier in Erinnerung an die Ankunft von St. Paulus begangen.

Die Reste der Saeule sind in der rechten Seitenkapelle des Presbyteriums aufbewahrt.

Ein Grabstein an der rechten Wand dieser Kapelle traegt eine lateinsche Inschrift, die das Saeulenwunder lobpreist, Ursprung der Bekehrung der Bevoelkerung von Reggio:

(AVE COLUMNA NOBILIS / ELECTRO ET AURO DITIOR / ILLAQUE MOSIS IGNEA / COLUMNA FORTUNATIOR / QUOD ORE PAULUS PRAEDICAT / TE FULGURANTE COMPROBAT / TE CONFLAGRANTE RHEGIUM / CHRISTI FIDEM COMPLECTITUR / ERGO COLUMNA RHEGGIA / HEBREOS UT ISRAELITICA / IN TERRAE OPIMA TRANSTULIT / TU NOS IN ASTRA DUCITO.)
(Gruess dich, Edle Saeule, glaenzender als Bernstein und Gold und segensreicher als jene gluehende Saeule Moses. Was St. Paulus mit Worten verkuendet, bestaetigst du mit deinem Glanz. Mit deinen Falmmen bekennt sich Reggio zum Glauben Christi. So wie also di israelitische Saeule die Juden zum Gelobten Land geleitete, so fuehrst du uns, koenigliche Saeule gegen Himmel.)

Dieses Wunder ist in der Kathedralen verschiedentlich dargestellt:

+ Frontrelief an der Kanzel
+ Bronzeluenette am Altar der Paulus-Kapelle
+ Basrelief in Bronze in einer Kassette am Bischofstuhl
+ Am rechten Portal

 

Die Sakramentskapelle

Zur Geschichte

Die Kapelle,  die Ende des 17. Jh. von der Kongregation des Allerheiligsten errichtet wurde, ist das bedeutendste Barockwerk des Erzbistums Reggio-Bova.
Der Bau der Kapelle erfolgte zum großen Teil unter dem spanischen Erzbischof  Ibanez de Villanueva (1675-1695), der die Kathedrale im Barockstil restaurieren liess. Gegen Ende des 18. Jh. war es die schönste Kapelle der großen lateinischen Kathedrale, normannischen Ursprungs, die während der tuerkischen Einfälle mehrmals zerstoert worden war.
Das Bauwerk wurde bei den furchtbaren Erdbeben im Jahre 1783 bzw. am 28. Dezember 1908 stark beschaedigt. In der heutigen Kathedrale haben die Arbeiten am Wiederaufbau der Kapelle, die nicht am urspruenglichen Ort (d.h. in cornu evangeli) sondern am Ende des linken Querschiffes ihren Platz fand, einige Jahrzehnte in Anspruch genommen. Im Jahr 1943 mussten die Restaurierungsarbeiten infolge der von einer Brandbombe  angerichteten Schaeden unterbrochen werden. Am 25. Dezember 1965 konnte der Erzbischof Giovanni Ferro die Kapelle endlich dem Kult uebergeben.

Beschreibung

Auf dem quadratischen Grundriss mit Ecksaeulen bildet  das architektonische Geruest der Kapelle eine Reihe von Halbsaeulen, welche als Trennung zwischen  den Nischen mit Statuen und  den Rechtecken mit eingelassenen Gemaelden fungieren.
Alle Wände sind mit polychromen Marmor verkleidet und mit Intarsien aus Bluetentrauben und Voegeln verziert. Waehrend der untere Gurt ziemlich grosse Bilder und somit breitere Farbflaechen aufweist, hat der obere eine mit kleineren Abbildungen dichter bekleidete Farbflaeche von entsprechend hoeherem Wert.
Über dem Altar umrahmen vier große, wertvolle monolithische Saeulen aus schwarzem, gelbgeaederten Porphyr das schoene Gemaelde des Malers Maroli aus Messina (17. Jh.). Das Bild stellt das Opfer des Melchisedech dar und ist somit als Ankuendigung des Eucharistie-Opfers zu verstehen. Die ganze Struktur erinnert an den kraftvollen, roemischen Barock. Die acht Marmorstatuen in den Nischen laengs der Waende sind Darstellungen der vier Evangelisten, der Heiligen S. Petrus und S. Paulus,  S. Thomas und S. Bonaventura (im 20. Jh. restauriert). Die beiden Gemaelde –die Darstellung des Abendbrots in Emmaus sowie Elias mit dem ihm erschienenen Engel,  wie auch die Gemaelde  in den oberen Lunetten (das Wunder der Brotvermehrung sowie Moses an der in der Wueste entsprungene Wasserquelle) sind moderne Werke des Malers Bava. Die zwei lampentragenden Engel seitlich vom Altar stammen von dem Bildhauer Di Raco aus Reggio. Neben den Saeulen fallen große, weiße mit Blumen und Engelchen verzierte Marmorspiralen ins Auge, wahrend  den Altar geometrische Intarsie schmuecken; die Altardecke dagegen ist mit damastartigen Trauben dekoriert, die  das mittlere Oval umranken, von dem sich der Kelch mit der heiligen Oblate abhebt. Dieser Teil ist frueher zu datieren als  die Dekorationen des uebrigen Teils der Kapelle.  Es handelt sich um ein typisches Beispiel „grandioser“ Intarsien -Barockarbeiten oder Marmorgebilde, wie sie auf Sizilien sehr verbreitet sind. Die „flammende“ Dekoration, die an hoechst wertvolle neapoletanische Polychromintarsien erinnert, ist aus sizilianischem Marmor (rosa aus Taormina, gelb aus Castronuovo) wie auch anderen Marmorsorten (Porphyr, Jaspis, Chalzedon usw.). Die Ausfuehrung des Werks ist den Marmoristen aus Messina zuzuschreiben, das in der Tat im 17. Jh. als ein wichtiges Kunstzentrum galt. Die Dekorationsmotive der Kapelle (die man in Reggio in verschiedenen zeitgleichen Paramenten wiederfindet) harmonisieren mit den noch klassizistischen Strukturen von Balustrade, Kapitellen, Umrahmungen sowie den reich dekorierten Friesen aus weißem Marmor und lassen die wuerdevoll abgeklaerte Schoenheit des beachtlichen Sakralbaus von Reggio in ganzer Fuelle erglänzen.